Die Kunst des Teufels von Nicole Steyer

Die Kunst des Teufels von Nicole Steyer

30.06.2016

Wir befinden uns im Jahr 1620, Teresa und ihr Bruder Rupert verlassen nach dem Tod der Eltern das heimatliche Berchtesgaden um ihr Glück beim Oheim in Nürnberg zu versuchen. Teresa ist eine talentierte Schnitzerin und hat das Handwerk von ihrem Vater gelernt. Das Holzspielzeug lässt sich gut verkaufen und sie versuchen ihre Reise damit zu finanzieren.

 

Es ist Krieg, marodierende Landsknechte sind überall gefürchtet, die katholische Liga bekämpft andersgläubige Ketzer und so ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen sich auf den Kauf von Zauberzetteln einlassen, die ihnen Schutz und Unverwundbarkeit versprechen … im Falle des Todes allerdings fällt deren Seele an den Teufel. Auch Rupert kauft sich solch einen Schutzzauber um seine Schwester vor Schaden behüten und mutig Jedem entgegentreten  zu können, der ihr etwas antun will. Leider umsonst … so macht sich Teresa allein auf den Weg und gelangt nach Passau, voll von Schuldgefühlen und Trauer um ihren Bruder, den sie
jetzt im Fegefeuer wähnt.

In Passau findet sie jedoch neue Freunde und ihre große Liebe; kommt bei einem Waffenschmied unter, der ihr herausragendes Talent erkennt und gegen alle Widerstände das Mädchen nicht nur als Magd für sich arbeiten lässt. Denn eine Frau die solch feine Messergriffe und Spielzeug schnitzen kann … im 17. Jhd. undenkbar!

Nicole Steyer führt uns in ihrem neuen Werk gewohnt bildhaft und kompetent durch das alte Passau. Wir lernen die Wolfsklingen kennen, hören von den Säumern auf dem Goldenen Steig, erfahren von den wertvollen Perlen aus der Ilz und dem Salzhandel. Auch die Gebräuche und Lebensumstände der einfachen Bevölkerung werden uns näher gebracht. Dienstboten, die ihre Liebe verheimlichen müssen, denn sie dürfen nicht heiraten wenn es der Dienstherr nicht gestattet. Oder die Anfeindungen, die Andersgläubige als Ketzer von der katholischen Bevölkerung erdulden mussten.

Von Anfang an versteht es die Autorin den Leser in ihren Bann zu schlagen. Man bangt mit Teresa zusammen von Kapitel zu Kapitel darum ob sie ihren Weg in das neue Glück findet, ob sie Gelegenheit bekommt ihr Talent auszuleben. Viele dramatische Ereignisse wechseln sich mit erholsamen Ruhepausen ab, in denen wir wieder neue Einblicke in das damalige Passauer Leben erhalten und uns mit Teresa über eine glückliche Wendung freuen können.

Ich konnte das Buch nur schwer aus den Händen legen und hatte zum Schluss das Gefühl, die Seiten schütteln zu müssen, in der Hoffnung dass vielleicht noch ein Kapitel herausfällt … nein, die Geschichte war erzählt. Teresa wird mir bestimmt noch eine Zeit im Kopf herum spuken.Eine wunderbare Frauenfigur, die sich durch die Umstände ihrer Zeit nicht beirren lässt und selbstbewusst durchs Leben schreitet, die durch Hindernisse in ihrem Weg nur stärker am Ziel ankommt.

Dieses Buch kann ich jedem historisch interessierten Bücherfreund nur wärmstens ans Herz legen.

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kartoniertes Buch, 524 S.
Sprache: Deutsch
Droemer Knaur
ISBN: 9783426517857