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Dies ist ein wahrhaft furioses Buch – ein zorniges Buch, ein Buch, das uns beim Lesen durch seine Geschichte treibt wie seinen Protagonisten, ein Buch, das atemlos – nur  von einer Zäsur in der Mitte unterbrochen – in einem Satz geschrieben ist und unbarmherzig in einem quälenden Alptraum endet. Keine leichte Kost, wie sich schon ahnen lässt. Aber eine Warnung, die nun eindringlich vor uns steht.

Der dystopische Roman spielt im Jahre 2055 und beschreibt das getriebene Leben von Nio Schulz, einem Nachfahren der aus Eugen Ruges grandiosem Geschichtsroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ bekannten Familie Umnitzer. Nio ist Mitarbeiter einer Promotion-Firma, gerade ich China unterwegs, wo er sich um die Verbreitung einer neuen Generation von Sportschuhen ("true barefoot running") kümmert. Er ist, wie die meisten Menschen, mit einer Datenbrille ausgestattet, die ihn mit ihrer Flut von Informationen und Kommunikation nicht zur Ruhe kommen lässt. Ständige Posts von seinen Kontakten fliegen da in sein Sichtfeld, Nachrichten laufen ein, Werbung, die Anweisungen der Navigation und immer wieder Videoanrufe seiner Firma, seiner Mutter und seiner Freundin Sabena. Man glaubt kaum, dass er seine unmittelbare Umwelt noch wahrnehmen kann. Aber auch die wird uns als konsequente Weiterentwicklung unserer heutigen Realität präsentiert. Einerseits herrscht eine totale Political Correctness (Behinderte z.B. werden als Menschen mit besonderen Fähigkeiten bezeichnet) andererseits ist das gesamte Leben durchkommerzialisiert bis ins Letzte, auf seinem Weg durch die chinesische Kunstlandschaft locken Oktoberfest-Hendl-Stationen ebenso wie Tofu-Eisbein-Buden. Bis zur konsequenten neu deutschen Getrennt Schreibung  ist vieles, was uns heute schon bedrückt, ins Extreme weiter gedacht und beschrieben. Ein ganz neuer Ruge, nicht wenig anstrengend zu lesen. Dabei jedoch meisterhaft geschrieben, insofern ein typischer Ruge.