In Zeiten des abnehmenden Lichts von Eugen Ruge

Das freut einen doch: Wenn das Buch, das man gerade mit wachsender Begeisterung liest (und das tue ich gerade), mit dem Deutschen Buchpreis gekrönt wird! Man kann Eugen Ruge nur gratulieren: Zum Preis natürlich, vor allem aber zu diesem wirklich großen Wurf, der ihm mit diesem Roman gelungen ist.

Über drei Generationen erstreckt sich dieser Familienroman, der konstruiert ist wie ein sich selbst zusammensetzendes Mosaik. Es ist die Geschichte vor allem der Männer einer Familie und gleichzeitig die Geschichte der DDR und der verblassenden Strahlkraft des organisierten Kommunismus.
In nicht chronologisch aufeinander folgenden Schlaglichtern gewährt Ruge dem Leser Einblicke in die Geschichte von Wilhelm, dem strammen Kommunisten, der keine Zweifel bei sich aufkommen lässt, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet. Und von seinem Stiefsohn Karl, der linientreuer DDR-Historiker wird, obgleich er unter dem System leidet und in seinen Gedanken mit Kritik nicht spart. Dessen Sohn Alexander bricht letztlich mit dem System, indem er, kurz vor der Wende, die DDR verlässt. Ein Vorgang, der für seinen Stief-Großvater natürlich völlig unvorstellbar ist.
Sehr schön beobachtet und beschrieben sind auch die Blickwinkel der Frauen der Familie. Mit einer gehörigen Portion Distanz zu ihren Männern stecken sie in ihren Beziehungen, teils aus freien Stücken, teils notgedrungen, und immer entlarvend in ihren Beobachtungen. Die einzelnen Kapitel sind immer aus der Sicht einer der beteiligten Personen dargestellt, was die familiären und die gesellschaftlichen Dynamiken aus sehr persönlichen Perspektiven erkennen lässt.
Ein Buch, das spannend zu lesen ist, oft mit einem herrlichen Schuss Ironie und aufs vortrefflichste die persönliche mit der Weltgeschichte verknüpfend. So und jetzt mach' ich Schluss, denn ich will unbedingt noch weiterlesen!

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