Wiener Blut (kartoniertes Buch)

Wiener Blut

Vienna Blood

Max Liebermanns zweiter Fall, Die Max-Liebermann-Krimis 2

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783442734641
Sprache: Deutsch
Seiten: 540 S.
Fomat (h/b/t): 4.5 x 20.7 x 19.4 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein Serienmörder und die Schattenseite des Wiens der Jahrhundertwende. 1902: In Wien herrscht ein sibirischer Winter. Ein brutaler Serienmörder treibt sein Unwesen: Teuflische Verstümmelungen, eine Neigung zu geheimnisvollen Symbolen und eine scheinbar zufällige Auswahl der Opfer sind seine Markenzeichen. Inspektor Oskar Rheinhardt ist mit seinem Latein am Ende und ruft seinen Freund, den Psychoanalytiker Max Liebermann, zu Hilfe, der sich schon in seinem letzten Fall bewährte

Autorenportrait

Frank Tallis ist Schriftsteller und praktizierender klinischer Psychologe. Für seine Romane, vor allem für seine Erfolgsserie um den Psychoanalytiker und Detektiv Max Liebermann, erhielt er zahlreiche Preise, u. a. den "Writers' Award from the Arts Council of Great Britain" und den "New London Writers' Award". Tallis lebt in London.

Leseprobe

ERSTER TEIL Der ideale Verdächtige Der Italiener warf sich nach vorne. Er war ein kleiner, schlanker Mann, aber sehr muskulös. Was ihm an Größe fehlte, wurde durch sein scharfes Auge und seine erstaunliche Schnelligkeit mehr als ausgeglichen. Liebermann konnte den Stoß des Floretts erfolgreich abwehren, verlor aber das Gleichgewicht. Daher gelang ihm kein unmittelbarer Gegenangriff, und sein Gegner drang erneut auf ihn ein. Die Florettspitze des Italieners kam der schützenden wattierten Jacke über Liebermanns Herz bedrohlich näher. Sein Gleichgewicht wiederfindend, beschloss Liebermann, ein passé zu wagen - er warf sich hinter den Italiener und machte ein paar Schritte rückwärts. Schweiß lief seine heiße Wange hinunter. Der Italiener zuckte mit den Achseln, entfernte sich und schwang, um Gleichgültigkeit zu demonstrieren, ein paarmal sein Florett durch die Luft. Nach ein paar Schritten warf er sich herum und nahm mit arrogant erhobenem Kinn die Bereitschaftsposition ein. Liebermann näherte sich langsam. Der Italiener schien sich zu entspannen und das Florett lockerer zu halten. Liebermann fiel diese feine Veränderung auf, und er griff an. Auf ein gewaltiges Scheppern folgte das Schrillen von aneinanderschrammendem Metall: Das Florett des Italieners gab nach, bot keinen Widerstand. Liebermann gratulierte sich, er glaubte, seinen Widersacher überrascht zu haben - aber dessen Zurückweichen war nur taktischer Natur gewesen. Geschickt umschwirrte die Klinge des Italieners jene Liebermanns und drückte sie mit einem kraftvollen Hieb beiseite. Ein weiteres Mal durchdrang die Spitze seines Floretts mühelos Liebermanns Verteidigung. Dieser zog sich zurück, führte eine Reihe von Ausweichmanövern durch, die den erneuten heftigen Angriff des Italieners kaum aufhalten konnten. Sie umkreisten einander, und ihre Klingen berührten sich hin und wieder kurz. 'Sie hätten mein froissement vorhersehen müssen, Herr Doktor', meinte der Italiener unwillig. Er tippte sich an die Schläfe und fügte hinzu: 'Nachdenken, Herr Doktor! Wenn Sie nicht nachdenken, ist alles verloren.' Liebermann betrachtete das leere Oval von Signor Barbasettis Maske. Er war begierig, irgendeine menschliche Regung auszumachen - vielleicht etwas Versöhnliches oder die Spur eines Lächelns, aber das Drahtgeflecht war undurchdringlich. Die Florette trafen wieder aufeinander - und die Sonne des frühen Tages funkelte in den Klingen. Staub wirbelte auf, wie von winzigen Zyklonen emporgesogen. Barbasetti machte ein Täuschungsmanöver, wechselte von einer Angriffslinie zur nächsten und zwang Liebermann zurückzuweichen. Der junge Arzt verlor jedoch nicht die Fassung und konterte mit einem absichtlich misslingenden Manöver. Er forderte damit einen kraftvollen Stoß Barbasettis heraus. Liebermann wich aus und erwischte die starke Seite der Florettklinge des Italieners, als dieser an ihm vorbeistolperte, und Barbasetti verlor fast seine Waffe. 'Bravo, Herr Doktor.' Barbasetti lachte. 'Ein hervorragendes falso!' 'Danke, Signor.' Barbasetti blieb stehen und hob die Klinge. Er betrachtete sie eingehend. 'Entschuldigen Sie mich, Herr Doktor.' Er begab sich ans andere Ende des Fechtsaals und drückte das Heft seines Floretts gegen die Platte eines ramponierten Tisches. Dann hängte er ein Eisengewicht an die Spitze und beobachtete, wie sich die Klinge durchbog. Die sanfte Neigung veranlasste den vorsichtigen Italiener zu einem unbestimmten Brummen. 'Alles in Ordnung, Signor?', fragte Liebermann. 'Ja, ich glaube schon', erwiderte Barbasetti. Der Italiener richtete sich wieder auf, marschierte zurück und warnte seinen Schüler: 'En garde.' Unverzüglich gingen sie zu erneutem Angriff über. Liebermanns Florett schlitterte an der Klinge seines Gegners entlang, bis ihre Handschuhe aneinanderkrachten. Der Fechtmeister stieß zu, und Liebermann wurde zurückgeschleudert. Er fiel ungeschickt, parierte jedoch eindrucksvoll. Barbasetti trat einen Schritt zurück. 'Viel besse