Ich will dich doch erreichen (kartoniertes Buch)

Ich will dich doch erreichen

Begegnungen mit demenzkranken Menschen ermöglichen - Hilfen für Angehörige und Pflegende

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783466368617
Sprache: Deutsch
Seiten: 207 S.
Fomat (h/b/t): 1.9 x 21.5 x 13.5 cm
Auflage: 1. Auflage 2009
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Neue Hoffnung für Demenzkranke und ihre Begleiter Auch wenn demenzkranke Menschen scheinbar den Kontakt zu sich und ihrer Umwelt verlieren: Es ist möglich, sie in ihrer Tiefe, im Kern ihres Wesens zu erreichen. Mit vielen Praxisanregungen und berührenden Fallgeschichten zeigt dieses Buch, wie ein wertschätzender Umgang, Körperkontakt und spirituelle Angebote neuen Halt und Trost geben können - nicht nur den Kranken, sondern auch allen, die sie begleiten. Entlastung für Kranke, Angehörige und PflegendeNeue Zugangswege für einen positiven Kontakt

Autorenportrait

Rosmarie Maier, geb. 1962, begleitet seit über 20 Jahren Menschen mit Demenz. Die examinierte Altenpflegerin und Lehrerin für Pflegeberufe bietet Fortbildungen an und ist eine gefragte Referentin. Sie lebt in Breitbrunn am Ammersee.

Leseprobe

Die Krankheit Demenz stellt für viele Menschen eine Herausforderung dar. Für manche ist sie der Schrecken unseres Zeitalters. Fragen Sie sich auch, weshalb es gerade in der Zeit des 20. Jahrhunderts so viele Menschen mit Demenz gibt? Selbst nach Berücksichtigung sämtlicher möglicher Gründe wie höhere Lebenserwartung, Kriegsschicksale, Stresszunahme und so fort bin ich selbst überzeugt, dass das kein Zufall ist. Deshalb schließe ich mich, innerlich einstimmend, einer Deutung von Tom Kitwood an (mit der er kundtut, weshalb er glaubt, dass wir in unserer zivilisierten Welt mit der Krankheit Demenz herausgefordert sind), die ich an dieser Stelle zitieren möchte: "Der Kontakt mit Demenz und anderen Formen schwerer kognitiver Beeinträchtigungen kann und sollte (!) uns aus unseren üblichen Mustern der übertriebenen Geschäftigkeit, des Hyperkognitivismus und der Geschwätzigkeit herausführen in eine Seinsweise, in der Emotion und Gefühl viel mehr Raum gegeben wird. Demente Menschen, für die das Leben der Emotionen oft intensiv und ohne die üblichen Hemmungen verläuft, haben den Rest der Menschheit unter Umständen etwas Wichtiges zu lehren. Sie bitten uns sozusagen, den Riss im Erleben, den westliche Kultur hervorgerufen hat, zu heilen, und laden uns ein, zu Aspekten unseres Seins zurückzukehren, die in evolutionärem Sinne viel älter sind, stärker mit dem Körper und seinen Funktionen in Einklang stehen und dem Leben aus dem Instinkt 14 heraus näher sind. Die meisten von uns leben beinahe wörtlich aus dem Kopf, das heißt aus den äußeren Schichten des Neokortex heraus. Es ist psychologische und damit auch neurologische Arbeit für und mit uns zu leisten, während wir auf eine tiefere Integration und Integrität hinarbeiten." Seit über 20 Jahren begegne ich Menschen mit Demenz und kam zunehmend zu der Einsicht, dass uns diese Menschen etwas Wichtiges lehren. Sie können uns dazu verhelfen, unmittelbarer, gegenwärtiger, präsenter, unvoreingenommener und echter zu sein. Sie fördern möglicherweise unsere Fähigkeit zur Hingabe, unser Vertrauen in die eigene Intuition, unsere Achtsamkeit, unseren Humor und vieles mehr, das wir von diesen und durch diese Menschen lernen und entwickeln können. Natürlich kann die Betreuung von Menschen mit Demenz für uns als Betreuende eine große Herausforderung darstellen. Dass wir dabei auch noch etwas von ihnen lernen können, mag für manche von uns befremdlich klingen. Je nachdem, unter welchen Bedingungen die Betreuung stattfindet, in welcher Beziehungsform wir zueinander stehen und ob uns eine gemeinsame Geschichte mit dem Menschen mit Demenz verbindet oder nicht, dementsprechend wird sich die Begleitung für beide Seiten entwickeln und abzeichnen. Deshalb gehe ich im folgenden Kapitel schwerpunktmäßig auf Kriterien ein, die bei dieser Begleitung aus meiner Sicht eine große Rolle spielen. Insbesondere möchte ich auf eine Reihe von Faktoren hinweisen, die die Qualität der Begegnung entscheidend beeinflussen. Es ist hilfreich, sich dieser Faktoren bewusst zu sein, um den Kontakt zu diesen Menschen nicht dem Zufall zu überlassen, sondern durch achtsames Wahrnehmen und erlaubendes Präsentsein ihnen Kontakt-Brücken anzubieten beziehungsweise echten Kontakt zu ermöglichen oder sein Entstehen behutsam zu fördern. Der innere und äußere Druck In meinen Seminaren äußern Pflegepersonen häufig, dass sie einen äußeren Druck erfahren, welcher in Form von "Zeitdruck" oder durch Erwartungen anderer entsteht. Vorgegebene Zeitraster für pflegerische Tätigkeiten im ambulanten oder stationären Bereich fördern das Erleben von Zeitdruck. Zudem haben Menschen mit Demenz einen Bedarf an Betreuung, welcher noch nicht ausreichend anerkannt ist und vergütet wird. In der stationären und ambulanten Pflege entstehen außerdem häufig Konfliktsituationen für Pflegende, durch Erwartungen von Angehörigen, Vorgesetzten und "Kontrollpersonen" von außen (Heimaufsicht, Medizinischer Dienst der Krankenversicherung). Diese Vorstellungen o