Ach, steh noch einmal auf, du toter Gott! (gebundenes Buch)

Ach, steh noch einmal auf, du toter Gott!

Wege zum Vater

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783466368624
Sprache: Deutsch
Seiten: 191 S.
Fomat (h/b/t): 1.9 x 22 x 14 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Gott ist nicht tot - Jürgen Flieges großes Sehnsuchtsbuch Kann es sein, dass unser Seelen-Wirrwarr etwas mit dem Verlust des Vaters im Himmel zu tun hat? Jürgen Fliege deckt die Zusammenhänge zwischen Sinn im Leben und der Wiederentdeckung Gottes auf. Sein Buch bietet ein Navigationssystem an, Gott wiederzufinden. Es weist auf die heiligen und magischen Orte hin, wo ER als stiller Gast schon lange darauf wartet, von uns wahrgenommen zu werden. Hier werden Antworten auf unsere unstillbare Sehnsucht nach Orientierung und Wahrheit gegeben! Wo Gott sich finden lässtDas Pilgerbuch für Gottessucher

Autorenportrait

Jürgen Fliege, geb. 1947, ist Deutschlands bekannteste Pfarrer. Der TV- und Radiomoderator ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel. Neben seinen zahlreichen Medienaktivitäten gründete er 1999 ein privates Institut für Seelsorge und Kommunikation. Herausgeber der Zeitschrift "Fliege". Für seine Verdienste erhielt er 2009 das Bundesverdienstkreuz.

Leseprobe

Deutschland, so hört man, ist für geistlichen Samen der steinigste Acker der Welt. Hier wächst wenig. Manchmal fällt der stille Samen unter die Dornen und wird von ihnen laut und erfolgreich überwuchert. Niemand traut sich ihn zu beachten. Und wer es dennoch wagt, wird verletzt. Manchmal fällt er auch auf längst ausgetretene, trockene Wege. Dahin, wo alles hart, staubig und bitter geworden ist. Da kann sich selbst bei Tau, Tränen und Regen keine kleine Wurzel bilden. Er bleibt verschlossen, kommt unter die Räder, wird zertreten und vergeht. Es gibt auch einen guten Rest Samen, der auf guten Boden fällt, der wächst und wächst und bringt dort tausendfache Frucht. Der hat seinen kirchlichen Segen davon und braucht meine Zuwendung nicht. Ich kümmere mich hier um den Teil des Samens, der vom Wind und von der Hand des Sämanns dazu bestimmt wird, auf steinigen Boden zu fallen. Und ich schaue ihm voller Liebe nach, wie er zu Boden fällt. Und ich sehe Steine! Dahin will ich mich jetzt wie ein Vogel des Himmels wenden. Ich will fragen und lauschen, warum bei den Steinen nichts aufgeht. Ich schaue auch liebevoll auf all die vielen Steine. Jeder ist anders. Jeder hat sein eigenes Leben gelebt und eine eigene Geschichte. Sie sind uralt. Und wenn es lauter Grabsteine wären, unter die das neue, kleine, ungeborene Samenkorn fällt? Wenn es die Grabsteine unserer Väter und Großväter wären, die tot oder lebendig, geschlagen und gefallen im Krieg blieben oder wie tot und mit herausgerissenen Seelen aus den Kriegen heimkehrten und für den Rest ihres Lebens verstummten? Wir hatten so viele Kriege und Krieger! Und ich liege mit meinem kleinen Leben, das sein Leben doch vor sich hat, dazwischen. Und die Meinen können mich nicht aufnehmen. Und wenn nun mit dem Verstummen der Väter und Großväter auch der Gott der Väter und Großväter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und Jesu verstummte und verstarb? Ein versteinerter Gott? Gott ist tot, sagt man in den Cafés und vermutet ihn nicht als Kraft der Auferstehung, die bei den Toten ist und die Toten längst bei ihren Namen rief! Und wenn es so wäre, dass die seit einer Generation beklagte Unfähigkeit zu trauern erst die Unfähigkeit zu lieben bedingen und in Gang setzen würde? Dann käme zuerst die Trauer und dann die Liebe. Und wenn dann die so vaterlos gewordene, versteinerte Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes ohne Väter nicht mehr fruchtbar sein kann und ausstirbt? Was wäre dann? Es ist hohe Zeit, mit den Steinen zu reden. Denn der tote Gott unserer Väter lehrte einst, dass selbst Steine nicht tot sind. Er hat sie erschaffen am zweiten Schöpfungstag. Es sind seine frühen Geschöpfe, die, um zu leben, eine bestimmte Temperatur und eine bestimmte Trockenheit brauchen. Gott kann sich aus Steinen Kinder erwecken. Wenn wir sie lieben, wird er sie erwecken und sie werden auferstehen in unser Leben. Und es wird eine Liebe zurückkehren ins Land wie Wasser in die Wüste. Und wir werden leben in unseren Kindern und in unseren Vätern und den Vater aller Auferstehung loben in Ewigkeit. 1. Heilige Nacht der Väter An meinen längst verstorbenen Vater Ach steh noch einmal auf ins Leben, Du toter Papa! Der Krieg ist aus. Dann hat sich viel begeben. Ob du wohl weißt, was mir geschah? Ach, wenn du kommst, gibt es die Frage nicht: Wer von uns hatte recht in seiner Meinung? Wenn du nur kommst - doch komm nicht als Erscheinung. Komm in mein reingeweintes Augenlicht. Wenn du nur kommst! Ganz greifbar, nicht geträumt. Wir werden wie zwei Wellen uns umschlingen. Was uns durch Alter trennte, was versäumt War, würde groß und unbefangen schwingen. Ach weiß ich, dass kein Toter aufersteht. Doch wenn es das, woran ich glaube, gibt, Papa, dann hauche in mich ein Gebet. Wir haben uns bisher nur fremd geliebt. Joachim Ringelnatz Stille Nacht, heilige Nacht! Es ist jetzt kurz vor Mitternacht in der Christmette, gleich werden die Glocken die Weihnacht einläuten und ich stehe in meinem schwarzen