Die Machtergreifung (gebundenes Buch)

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783570006221
Sprache: Deutsch
Seiten: 301 S.
Fomat (h/b/t): 3 x 23.4 x 16 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Die Dokumentation »Die Machtergreifung« knüpft am folgenschwersten Datum deutscher Geschichte an: Am 30. Januar 1933 markiert die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler die Zerschlagung der Demokratie und den Beginn einer beispiellos menschenverachtenden Diktatur. Die Etappen auf dem Weg zum »Führerstaat« verdeutlichen, dass diese Entwicklung keineswegs unausweichlich war. Die vielleicht letzten Zeitzeugen, bislang unbekanntes Filmmaterial aus Regionalarchiven sowie neue historische Erkenntnisse belegen, mit welchen politischen Ränkespielen Hitler an die Macht gehievt wurde und wie schnell viele Deutsche »überliefen«. Eine wichtige historische Dokumentation über den Beginn des »Dritten Reiches«. Mit teils unbekanntem Archivmaterial und neuen Zeitzeugenaussagen.

Leseprobe

Der Titel dieses Buches, »Die Machtergreifung«, bezeichnet den gesamten Prozess vom Neujahrstag 1933 bis zum Reichsparteitag im September 1934. Erst dann war Hitlers »Machtergreifung« abgeschlossen. Hat es dazu kommen müssen? Eher nicht. Hitlers Reich war keine zwangsläufige Folge eines deutschen Sonderweges. Einen schicksalhaft vorherbestimmten Todespfad von Leuthen über Langemarck nach Auschwitz gibt es nicht. So automatisch funktioniert in der Geschichte gar nichts. Das gilt auch für Hitlers »Machtergreifung«, die, zumindest zu Beginn, eher eine »Machterschleichung« war - ein staatliches Komplott. Obwohl es immer eher möglich war, dass es so kommen konnte, hat es nicht so kommen müssen. Denn zwangsläufig scheitern musste Weimar nicht. Eine andere internationale Lage, eine andere ökonomische Entwicklung hätten es der Republik erleichtert, ihre Bürden zu ertragen und sie nach und nach ganz abzuwerfen. Versailles war objektiv nicht jenes Schanddiktat, als das es im geschlagenen Deutschen Reich empfunden wurde: Der geschmähte Friede von Versailles war eigentlich sogar ein eher milder Friede angesichts der radikalen deutschen Kriegszielpläne 1914/1918 und des rabiaten Zwangsfriedens von Brest-Litowsk. Heute sagt sich das natürlich leicht. Doch für die Deutschen damals wirkten die Bedingungen der Sieger wie ein Schock. Sie maßen Versailles an den klassischen, maßvollen Friedensschlüssen des 19. Jahrhunderts und an den 14 Punkten des amerikanischen Präsidenten Wilson - und empfanden diesen Frieden als Verrat, ja als verletzendes Diktat. Es waren weniger die materiellen Konditionen, die die Emotionen hochpeitschten, als die moralischen. Am Ende aber waren es, entgegen einer weitverbreiteten Legende, nicht »die Frauen« und auch nicht die Arbeitslosen, die den Durchbruch Hitlers erst ermöglicht haben. Deren Stimmen gingen eher an die Linksparteien, insbesondere an die KPD. Dennoch war es die von Arbeitslosigkeit geprägte depressive Grundstimmung der Zeit, die Hitler nutzte. Hätte er verhindert werden können? Jene, die ihn 1933 möglich machten, trieben keine wirtschaftlichen Zwänge oder ominösen dunklen Mächte, sondern nur die eigene Schwäche, eigener Ehrgeiz, eigene Illusionen. Alles Aufpeitschen der Massen, aller rednerischer Aufruhr hätten Hitler nicht zur Macht verhelfen können. Die erhielt der Agitator erst durch das Intrigenspiel um einen altersmüden Präsidenten und durch das Versagen jener Kräfte, welche die kranke Republik beschützen sollten. Denn trotz aller inneren Verzagtheit wären Weimars Machteliten stark genug gewesen, um die Diktatur zu stoppen. Die geschrumpften, aber noch vitalen demokratischen Parteien durch ein »Nein« zum Ermächtigungsgesetz,- die Gewerkschaften durch eine Neuauflage jenes Generalstreiks, welcher den Kapp-Putsch 1920 rasch im Keim erstickte, die Industrie durch finanzielle Renitenz. Die Reichswehr durch die Drohung, ihre Macht auch anzuwenden. Miteinander hätte es gelingen können. Aber eine solche Anti-Hitler-Kommunikation fand niemals statt. Sie nahmen Hitler hin wie ein Verhängnis. Bezeichnend für das Ausmaß der Verblendung war der Satz des Vizekanzlers Franz von Papen: »In sechs Wochen haben wir den Kerl so in die Ecke gedrückt, dass er quietscht.« Es war die tödliche Illusion der deutschnationalen Zauberlehrlinge. Die Hugenbergs und Papens hielten diesen »Kerl« so lange für den Trommler, den sie vor den Karren ihrer Herrschaft spannen konnten, bis er sie entmachtete. Die Armee besaß die Mittel, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Blieben sie nur deshalb in den Arsenalen, weil der Kanzler Hitler auf legalem Weg ernannt wurde? Das wollten manche Generäle später gern glauben machen. Hitler wusste, wie er sie zu korrumpieren hatte: Er verhieß verstärkte Rüstung und die Renaissance der alten Herrlichkeit. Natürlich war es schon ein starkes Stück, dem hergelaufenen Parvenü das Steuer Bismarcks in die Hand zu geben! Doch Putsch kam nie infrage: nicht, weil preußisch-deutsche Ge