Der Kryptograph (gebundenes Buch)

Der Kryptograph

The Cryptographer

Roman

19,95 €
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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783570010815
Sprache: Deutsch
Seiten: 320 S.
Fomat (h/b/t): 3.1 x 21.9 x 14.5 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Eine spannungsgeladene Liebesgeschichte Die Steuerfahnderin Anna wird auf den steinreichen John Law angesetzt. Sie soll herausfinden, was der rätselhafte Kryptograph, der Erfinder einer sicheren elektronischen Währung, zu verbergen hat. Weil er so mächtig ist, traut ihm niemand über den Weg. Aber Anna fühlt sich von Law angezogen. Sie weiß, dass sie ihn verstehen muss, um ihn überführen zu können. Es ist eine Welt, in der es keine Sicherheit mehr gibt - weder für die Liebe noch für das Geld, denn der so sicher gedachte Währungscode des Kryptographen wird geknackt. Tobias Hill erzählt mit enormer Spannung und poetischer Genauigkeit vom Zusammenspiel von Geld und Moral, Vertrauen und Liebe.

Autorenportrait

Tobias Hill, geboren 1970 in London, veröffentlichte Gedichtbände, Erzählungen und drei Romane und wurde von Times Literary Supplement zu einem der besten jungen britischen Autoren erklärt. Nach 'Der Kryptograph' (C. Bertelsmann, 2009) erscheint nun sein zweiter Roman "Sparta" auf Deutsch.

Leseprobe

Winter Sie hat sich verspätet, und er sitzt allein an seinem Tisch. In dem kurzen Moment, bevor er aufblickt, sieht sie ihn so deutlich wie einen Fremden. Er ist ein alter Mann, Hals und Hände bedeckt mit Altersflecken, so dunkel wie abgehangenes Fleisch, doch seine Augen sind immer noch schön. Sie sind ihm unangenehm: lieber würde er weniger gut aussehen und damit weniger auffallen. Dass es sein Lieblingstisch in seiner Lieblingsbar ist, könnte ein Fremder schon an der Art erkennen, wie er dasitzt. Der Ort, wo er hingehört, wo die Kellnerinnen ihn zum Essen nötigen, kommen Sie, Lawrence, Sie brauchen doch auch eine ordentliche Grundlage, und die Taxifahrer ihn zum Sonderpreis heimfahren. 'Anna', sagt er, und sie küsst ihn. Nicht wie früher, sondern wie einen Verwandten. 'Wie geht es dir?' 'Besser, seit du da bist.' Zwei volle Gläser stehen vor ihm. Kalter, trockener Weißwein. Er rührt seines nicht an, bis sie sich gesetzt und den Mantel ausgezogen hat. Obwohl es warm ist in dem Raum, sieht er verfroren aus. 'Du bist spät dran.' 'Entschuldige, ich habe versucht, dich anzurufen. Die Arbeit. Ich konnte nicht früher weg', sagt Anna und lächelt für ihn, doch er winkt schon mit einer höflich gereizten Handbewegung ab, als ob ihre Entschuldigung so dünn und unappetitlich wäre wie der Rauch vom Nebentisch. 'Die Arbeit, so. Und was macht die Arbeit?' 'Alles wie gehabt.' Sie lehnt sich bequem auf der ledernen Sitzbank zurück. 'Du kennst es ja selbst.' 'Grauenvoll, ich weiß. Mein armer Schützling', sagt Lawrence. 'Habe ich dir schon erzählt, dass ich immer noch Alpträume davon habe?' 'Bitte nicht', sagt sie, doch dann sieht sie, dass er es nicht als Witz gemeint hat. Dass er nur verlegen ist. 'Nicht von der Arbeit. Doch, davon natürlich auch, aber eher von dem ganzen Betrieb. Das Zentralfinanzamt Ihrer königlichen Majestät. Ein Labyrinth, wo sich der Weg dahinwand zwischen blinden Wänden und in gar trügerischen Pfaden sich verlor.' 'Ach, komm. So schlimm ist es auch wieder nicht.' 'Nur weil es zu dir führt. Aber jetzt bist du hier. Und weil du jetzt hier bist, haben wir beide etwas zu feiern. Etwas, worauf wir anstoßen können. Ich muss dir danken.' 'Wofür?' 'Für deinen erstaunlichen neuen Klienten. Mister John Law. Was sonst?' Er strahlt vor Stolz. 'Dachtest du, ich würde es nicht herausbekommen? Bist du überrascht oder beeindruckt?' 'Schwer beeindruckt.' 'Lügnerin. Aber lach nur. Ich trinke auf deinen Klienten, deine Karriere und John Law, den Kryptographen.' 'Auf den Kryptographen.' Sie stoßen an. Überrascht ist sie nicht; nicht so, wie er es meint. Schließlich ist das Sammeln von Fakten Lawrence' Lebensinhalt gewesen oder zumindest der Inhalt seiner Arbeit - Ich bin in der Informationsbranche tätig war immer seine euphemistische Standardantwort auf die Frage Und was machen Sie beruflich? Dass er es weiß, wundert sie daher nicht. Was sie überrascht, ist, wie sehr er sich darüber freut. Offenbar hat er es kaum abwarten können, sie mit seiner Eröffnung zu verblüffen. Sie sieht zu, wie er trinkt, vorsichtig, nicht mehr als ein Schlückchen. Der Chablis des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Lawrence misst Tag und Nacht in Wein, ein Glas die Stunde, von Mittag bis Mitternacht. Stundengläser. 'Okay, du hast gewonnen. Woher weißt du es?' 'Man hat immer noch seine Quellen. Was hältst du von ihm?' 'Bis jetzt noch gar nichts.' 'Also komm.' 'Die Ermittlung ist noch nicht angelaufen. Ich habe ihn noch nicht einmal kennengelernt.' 'Aber du weißt alles über ihn, du hast sämtliche Informationen parat, oder nicht? Doch, doch, natürlich.' 'Wie du es mir beigebracht hast.' 'Ja.' Er lehnt sich zurück. 'Vielleicht könnte ich helfen. keine Bange, ich dränge mich nicht auf. Wenn du Rat brauchst, weißt du, wo du mich findest. Ein bisschen neidisch bin ich ja schon.' 'Ich werde an dich denken.' Sie trinkt ebenfalls. Ihr Haar ist noch nass von draußen, nass und kalt, so kalt wie der Wein in ihrer Kehle. Ihre Haut dagegen glüht