Der Tag, an dem Nina Simone aufhörte zu singen (gebundenes Buch)

Der Tag, an dem Nina Simone aufhörte zu singen

Le jour où Nina Simone a cesse de chanter

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783570011058
Sprache: Deutsch
Seiten: 160 S.
Fomat (h/b/t): 1.7 x 20.5 x 13.1 cm
Bindung: gebundenes Buch

Autorenportrait

Darina al-Joundi, 1968 in Beirut geboren, trat seit ihrer Kindheit als Schauspielerin auf. Heute lebt sie in Paris. Ihr Buch "Der Tag, an dem Nina Simone aufhörte zu singen" basiert auf ihrem gleichnamigen Theaterstück, das in Frankreich zur Sensation wurde.

Leseprobe

Es war im Juni 2006, als ich in einem Pariser Theater einen Abend rund um Beirut organisierte. Nach der Vorstellung kam eine junge Frau zu mir, ganz in Schwarz, schüchtern, ja geradezu verschüchtert, drückte mir ein Manuskript in die Hand und verschwand ohne ein Wort. Noch am selben Abend habe ich den Text gelesen. Ein offener Brief an einen Vater, der für seine Tochter den Traum von der grenzenlosen Freiheit geträumt hatte, einer Freiheit, die sie gelebt hatte und wegen der sie in grausame Abhängigkeit geriet. Der Text war verblümt, ja nachgerade verschämt formuliert. Ich rief sie an und fragte, ob sie bereit wäre, wirklich auszupacken. Sie ließ sich mit verblüffender Offenheit darauf ein. Erzählte von ihrer Kindheit, ihren Kriegen, ihren Drogen und Liebhabern, ohne Tabu. Sie erzählte und erzählte, und ich, ich schrieb mir die Finger wund. Aus dieser Begegnung hat sich eine enge Freundschaft entwickelt und ein Theatertext. Ich schickte ihn Alain Timar, dem Leiter des Théâtre des Halles in Avignon. Am folgenden Morgen stieg er in den TGV, um ihr vorzuschlagen, den Text zu inszenieren und damit während des Festivals von Avignon bei ihm aufzutreten. Sie, die seit ihrer Kindheit schauspielerte, hatte in Frankreich noch nie auf der Bühne gestanden. Das Exil hatte zu einer unfreiwilligen Abkehr vom Theater geführt. Sie hatte solch eine unbändige Spielwut im Leib, dass sich die Leute bereits am dritten Tag darum schlugen, sie auf der Bühne zu erleben. Ketzerisch, von glutvoller Schönheit und hemmungslos befreit, entwickelte sie in der Chapelle Sainte-Claire die Sprengkraft einer Bombe. Die gesamte französische Presse sprach von ihrer Performance. Laure Adler und Fabienne Pascaud priesen sie als die Offenbarung des Festivals 2007. Und das Märchen ging weiter. Thierry Fabre hatte das Stück gesehen und regte an, daraus eine Erzählung zu machen. Und so trafen wir uns erneut in Paris. Tag für Tag erzählte mir Darina ihr Leben, abwechselnd in arabischer und französischer Sprache, und ich schrieb mit. Am Ende saß ich mit Hunderten von Blättern da. Das Ganze wollte arrangiert sein, ohne dass sich die Musik ihres mündlichen Erzählstroms verlor, wollte zu einer Fiktion verarbeitet werden, in der doch jedes Wort wahr wäre. Darinas Lebensroman ist zugleich die irrwitzige Geschichte eines Libanon, der im Krieg aufblüht und im Frieden dahinwelkt. Sie zeigt, wie verwundbar die weibliche Freiheit doch ist, die für den Mann auf immer und ewig ein Fremdwort bleiben wird. Mohamed Kacimi