Der Kaiser von China (gebundenes Buch)

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783832180744
Sprache: Deutsch
Seiten: 192 S.
Fomat (h/b/t): 2.4 x 21.3 x 14.8 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Keith Stapperpfennig kommt aus einer einzigartigen Familie. Von der Mutter weiß er wenig, vom Vater gar nichts. Zusammen mit vier vermeintlichen Geschwistern wuchs er beim Großvater auf - mit immer neuen, immer jüngeren Großmüttern. In eine von ihnen hat Keith sich selbst verliebt. Zum Achtzigsten schenken die Enkel ihrem Großvater eine gemeinsame Reise an ein Ziel seiner Wahl. Als er sich China wünscht, will keiner ihn begleiten - am Ende bleibt es an Keith hängen. Der lehnt sich zum ersten Mal im Leben auf, verjubelt das Reisegeld und lässt den Großvater alleine ziehen. Doch dann bekommt Keith von der jüngsten Großmutter einen Anruf, sein Opa sei im Westerwald gestorben. Er muss eine Geschichte aus dem Hut zaubern, die den Geschwistern glaubhaft macht, die Reise habe stattgefunden - und erfindet sein eigenes China. Doch je weiter sich Keith in seine Lügen verstrickt, desto deutlicher wird, dass er nicht als Einziger die Unwahrheit sagt. Tilman Rammstedt ist ein überwältigender Roman gelungen, so sprühend, rasant und urkomisch, dass man sich mit dem größten Vergnügen belügen lässt.

Autorenportrait

Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren und lebt in Berlin. Bei DuMont erschienen sein Debüt ¿Erledigungen vor der Feier¿ (2003) sowie die Romane ¿Wir bleiben in der Nähe¿ (2005) und ¿Der Kaiser von Chinä (2008). Neben vielen anderen Auszeichnungen (u.a. dem Förderpreis für grotesken literarischen Humor der Stadt Kassel) wurde Tilman Rammstedt mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis geehrt. Auszeichnungen 2009 Literaturpreis der Wirtschaft 2008

Leseprobe

Franziska sagte, dass ich sofort kommen solle, sie sagte etwas von Identifizieren, sie sagte etwas von Einäschern, sie sagte etwas von Stammbuch, mich ließ sie dabei kaum zu Wort kommen. »Wie geht es dir?«, fragte ich in eine ihrer seltenen Atempausen hinein. »Wie soll es mir schon gehen«, sagte sie, »beschissen natürlich«, dabei schluckte sie, »Beeil dich«, sagte sie dann noch, bevor sie auflegte, was sie immer sagt und immer auch meint, auch wenn es ihr dann doch nie schnell genug geht, weil es ganz unmöglich ist, sich so zu beeilen, wie Franziska sich das vorstellt, weil niemand so schnell ist wie Franziska, immer wartet sie auf einen, immer dreht sie sich nach einem um, immer beendet sie die Sätze für einen, weil sie nicht nur schneller spricht, sondern auch schneller hört als andere, sie hört Dinge, die noch gar nicht gesagt worden sind, manchmal noch nicht einmal gedacht. Franziska ist immer schon schnell gewesen, sechs aufeinanderfolgende Jahre, so fand ich heraus, war sie Jugendmeisterin im Sprint, das ist alles dokumentiert, von Anfang an ging es ihr nicht rasch genug, zwei volle Monate ist sie zu früh auf die Welt gekommen, lernte dennoch, so zumindest behauptet es ihre Mutter, noch in ihrem ersten Jahr Laufen und Sprechen, Franziska wurde vorzeitig eingeschult, um dann noch zwei Klassen, die sechste und die elfte, zu überspringen; ich habe vergessen, in wie viel Semestern sie ihr Jurastudium absolvierte, es war eine lächerlich kleine Zahl, bei ihrer Mutter hängt ein gerahmter Zeitungsausschnitt (»Im Dauerlauf durchs Examen«, daneben ein Foto, Franziska, die den Fuß auf einen Stapel Gesetzbücher stellt wie auf ein erlegtes Stück Großwild). Ab diesem Zeitpunkt ist wenig gesichert, und sie selbst weicht Fragen aus, anscheinend ging sie in die USA, um zu promovieren, anscheinend arbeitete sie eine Zeit lang für Kanzleien, die, wie sie es ausdrückt, »davon leben, dass jemand einen Finger in seinen Cornflakes findet«, anscheinend bekam sie dann selbst eines Tages Ärger mit der Justiz, »ein Missverständnis«, behauptet sie und lächelt so, dass man ihr nicht glaubt. Franziska spricht nicht gern über ihre Vergangenheit, »Die ist immer schon so lange her«, sagt sie, kneift die Augen ein paarmal zusammen und wechselt das Thema. Bevor Franziska meine Frau wurde, ist sie meine letzte Großmutter gewesen. »Ihr werdet euch jetzt öfter sehen«, hat mein Großvater gesagt, damals, beim ersten gemeinsamen Abendessen mit ihr, bei dem alles stimmen sollte, und tatsächlich, überraschenderweise, alles stimmte. Franziska ging den Tisch entlang, gab reihum jedem von uns die Hand, und wir stellten uns vor. »Keith«, sagte ich, »Echt?«, fragte Franziska, und als ich nickte, strich sie mir Anteil nehmend über den Arm. »Ich werde dich nie so nennen.«

Schlagzeile

"Es ist viel Raum in den Hautfalten des Buddha."

Hörprobe

Hörprobe 1:

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