Außer Dienst (Leinen)

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783886808632
Sprache: Deutsch
Seiten: 350 S., 20 s/w Illustr.
Fomat (h/b/t): 3.5 x 22 x 14.5 cm
Auflage: 16. Auflage 2008
Bindung: Leinen

Beschreibung

'Wenn es um Prinzipien der Politik und der Moral geht oder um das eigene Gewissen, dann ist man niemals außer Dienst.' - Die Bilanz eines großen Staatsmannes. In seinem Buch über die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt beschreibt Helmut Schmidt die umwälzenden historischen Entwicklungen seit dem Ende des Kalten Kriegs, er macht sich Gedanken über die gegenwärtige Politik und die Zukunft Deutschlands, und er spricht über sehr Persönliches: über prägende Kriegserfahrungen, über eigene Fehler und Versäumnisse, seinen Glauben und das Lebensende.Helmut Schmidt zählt zu den großen Figuren der deutschen Politik, über die Parteigrenzen hinweg verkörpert er für viele Deutsche den idealen Staatsmann schlechthin. 25 Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundeskanzler zieht er nun Bilanz - und er äußert sich gewohnt deutlich zu zentralen Fragen unserer Zeit. So geißelt er die globalen Verwerfungen des Raubtierkapitalismus und er appelliert an die Moral der Eliten in unserem Land.Welchen Leitbildern soll man folgen? Kann man aus der Geschichte lernen? Wie erwirbt man politische Klugheit? Immer wieder kreisen die Gedanken des Autors um das schwierige Selbstverständnis der Deutschen, um ihre oft unheilvolle Rolle in der Geschichte und ihre Zukunft innerhalb der Europäischen Union. Eingestreut sind aber auch höchst private Reflexionen und Bekenntnisse. Helmut Schmidts Bilanz ist ein lebendiges Buch voller Gedanken und Erinnerungen, sorgfältiger Analysen und kleiner Anekdoten, ein Buch, das als die Summe eines reichen Politikerlebens gelten kann.

Autorenportrait

Helmut Schmidt, geboren 1918 in Hamburg, war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und seit 1983 Mitherausgeber der ZEIT. Er gehörte zu den bekanntesten und beliebtesten Politikern und Publizisten in Deutschland, seine Bücher wurden allesamt zu Bestsellern, u.a. 'Menschen und Mächte' (1987), 'Kindheit und Jugend unter Hitler' (1992), 'Die Mächte der Zukunft' (2004), 'Außer Dienst' (2008), 'Vertiefungen. Neue Beiträge zum Verständnis unserer Welt' (2010) sowie 'Ein letzter Besuch. Begegnungen mit der Weltmacht China' (2013). Er starb im November 2015 im Alter von 96 Jahren.

Leseprobe

Vorrede Gegen Ende des Lebens wollte ich einmal aufschreiben, was ich glaube, im Laufe der Jahrzehnte politisch gelernt zu haben. Denn vielleicht k?nnte doch einer von den J?ngeren daraus einen Nutzen ziehen. Die meisten meiner Weggef?ten haben schon endg?ltig ihre Adresse gewechselt; ihnen habe ich vor zw?lf Jahren in dem Band ?Weggef?ten? meinen Dank abgetragen. In dem hier vorgelegten Buch geht es in erster Linie um pers?nliche Erfahrungen. Sie werden nicht chronologisch vorgetragen, eine Autobiographie war nicht beabsichtigt. Ebensowenig wollte ich eine systematische, nach Themen geordnete Darstellung versuchen. Viele Einsichten, die ich im Laufe meines Lebens gewonnen habe - auch und gerade in den letzten 25 Jahren ?au?r Dienst? -, verdanke ich Menschen, die einen bleibenden Eindruck auf mich machten; meine Erinnerungen an sie sind untrennbar verbunden mit den Themen, die uns besch?igten. Auch bitte ich den Leser zu ber?cksichtigen, da?mir in der R?ckschau nicht alles gleich wichtig war. Weil mir an bestimmten Erkenntnissen mehr liegt als an anderen, unterscheiden sich die einzelnen Kapitel durch unterschiedliche Gewichtung; gelegentliche ?erschneidungen waren hier und da unvermeidlich. Nach dem Ende des Hitlerschen Weltkriegs begann ich, mich politisch zu engagieren. Berufspolitiker wurde ich zwar mehr durch Zufall, aber nachdem ich es einmal geworden war, bin ich es aus eigenem Willen geblieben. Als ich 1987 nach drei Jahrzehnten als Bundestagsabgeordneter aus dem Parlament wieder aus schied, hatte ich allerdings nicht das Gef?hl, aus dem Dienst am ?ffentlichen Wohl entlassen zu sein. Der Titel dieses Buches enth? deshalb ein Quentchen Selbstironie. Ich habe mich auch nach dem Ausscheiden aus allen ?ffentlichen ?tern nicht wirklich ?au?r Dienst? gef?hlt, denn das Bewu?sein eigener Mitverantwortung ist mir geblieben. Der Wechsel vom Politiker zum publizistischen Autor hat daran nichts ge?ert. Schon vor langer Zeit habe ich mir den alten r?mischen Satz zur Richtschnur gemacht: Salus publica suprema lex. Inzwischen habe ich begriffen, da?die Maxime vom ?ffentlichen Wohl als dem obersten Gebot f?r manche Politiker - und ebenso f?r manche Manager - nicht zu gelten scheint; sie r?en ihrer pers?nlichen Geltung, ihrer pers?nlichen Macht oder auch ihrem pers?nlichen Reichtum offenbar vorrangige Bedeutung ein. Zwar kann man aus Gr?nden der Vernunft und der Moral zu durchaus verschiedenen Meinungen dar?ber gelangen, was in einer konkreten Situation im Sinne des Gemeinwohls geboten ist. Aber - und auch das habe ich im Laufe des Lebens gelernt - sowohl die Demokratie im Inneren als auch der Friede im ??ren verlangen die Bereitschaft zu Kompromi?und Toleranz. Die Verantwortung eines Politikers ist nicht abstrakt. Vielmehr ergibt sie sich immer wieder aufs neue sehr konkret und oft bedr?ckend. In jeder Lage, vor jedwedem Problem, in jedem Streit, immer wieder mu?er eine Antwort auf die Frage finden: Was ist hier und jetzt meine Aufgabe und meine Pflicht? Was ist meine Pflicht, wenn zwei oder mehr Interessen miteinander kollidieren? Hat etwa ein pers?nliches Interesse oder das Interesse meiner Partei Vorrang? Und wenn das Interesse der Nation Vorrang hat, was liegt dann konkret im Interesse der Nation? Fragestellungen dieser Art haben im Westen unseres Landes erbitterte Streitigkeiten ausgel?st - vom Schuman-Plan 1950 und dem Beginn der europ?chen Integration ?ber die Hallstein-Doktrin, den NATO-Beitritt, die Notstandsgesetzgebung, die Ostpolitik, die Helsinki-Schlu?kte und den NATO-Doppelbeschlu?bis hin zur Vereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten. In Ostdeutschland war es sehr viel schwieriger, sich ein eigenes Urteil zu bilden. In Westdeutschland war man sich seit den sp?n f?nfziger Jahren einig ?ber die Zugeh?rigkeit zur Europ?chen Gemeinschaft. Gleichwohl konnten sich viele 1989 nicht vorstellen, da?die Regierungen Frankreichs, Englands, Italiens oder Hollands und D?marks die Vereinigung der beiden deutschen Staa