Ins neue Leben getreten! (gebundenes Buch)

Ins neue Leben getreten!

Inschluss, Adoption und Pflege aus Sicht des Kindes 1

32,00 €
(inkl. MwSt.)

Lieferbar innerhalb 24 Stunden

in den Warenkorb
Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783945788509
Sprache: Deutsch
Seiten: 342 S.
Fomat (h/b/t): 3.1 x 21.5 x 15 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Adoption: Es wird Zeit, dem Kind zuzuhören! Ralf Lengen verknüpft für Ins neue Leben getreten! seine Lebensgeschichte mit den Stimmen von Adoptierten und Pflegekindern aus aller Welt. Das Buch erscheint als Teil des Projekts Inschluss® mit Zeichnungen fürs Herz. Adoption sei das einzige Trauma, bei dem von den Betroffenen erwartet wird, dankbar zu sein, schreibt Nancy Verrier. Das Thema wird meistens aus dem Blickwinkel der Eltern dargestellt und entsprechend gesehen. Dass dabei die Gefühle von Pflegekindern und Adoptierten oft kleingeredet werden, hat Ralf Lengen persönlich sehr beschäftigt. Er möchte Pflegekindern und Adoptierten endlich eine Stimme geben. In diesem Buch teilt er eigene Erfahrungen in einer vielstimmigen Collage mit. Zu Wort kommen Kinder und Erwachsene aus aller Welt, darunter Betroffene und Fachleute, bekannte Personen wie James Brown, Ingrid Bergman oder Edgar Allan Poe und auch literarische Figuren wie Ödipus oder Heidi. Themen u.a.: Verdrängung, Erinnerungslücke, Ausschluss, Trauerverzicht, Scham, Mutterliebe, Zerrissenheit. Das Buch richtet sich an Adoptiv- und Pflegekinder und ihre Familien sowie Arbeitskräfte in Kindergarten, Schule, Jugendamt, Familienhilfe, Psychologie, Therapie und Seelsorge.

Autorenportrait

Dr. Ralf Lengen, Jahrgang 1968, studierte Klassische Philologie, Deutsch und Geschichte in Münster, Bologna, Freiburg und Pittsburgh, USA. Seit 2010 ist er Autor und Verleger der Reihe "Meistertricks - Besser schreiben, reden und managen mit Salomo & Co.". 2003 gründete er die unique relations GmbH, Agentur für Kommunikation mit Geist, Witz und Salomo. Davor war er Redakteur bei Zeitung, Radio, Fernsehen und Agentur. Lengen lebt in Berlin.

Leseprobe

Wie alles begann Ein neues Leben - wie schön! Wie wunderschön! Wenn da nur nicht der Tritt gewesen wäre, der mich in dieses neue Leben katapultierte. Dieser Tritt hallt in meiner Seele nach. Bis heute. Mein neues Leben begann im Sommer 1973, als ich 5 Jahre alt war: Ich wurde in Pflege gegeben und später adoptiert. Darüber bin ich froh. Und traurig. Das kann doch nicht sein!, dachte ich jahrzehntelang über diese widerstreitenden Gefühle. Bist du krank im Kopf? Heute weiß ich: Ich war okay. Ich litt nur darunter, dass ich von meiner ersten Familie getrennt war. Und dass ich nicht das leibliche Kind meiner Eltern war. Ich litt darunter, zwei Familien zu haben. Ich habe manchmal heute noch damit zu kämpfen. Du wurdest auch adoptiert oder in Pflege gegeben? Ich nehme dich in den Arm und flüstere dir ins Ohr: Du bist okay! Du bist nicht allein. Ich will dir helfen, dir deiner Gefühle klar zu werden und zu ihnen zu stehen. Du kannst mir vertrauen. Ich verstehe dich. Denn ich habe es selbst erlebt. Als ich 5 Jahre alt war, reichte meine Mutter die Scheidung ein. Sie hatte für meinen Bruder (10 Jahre), meine Schwester (6 Jahre) und mich zu sorgen und war dabei auf sich allein gestellt. Daher beschloss sie, eines der Kinder in Pflege zu geben: mich. Wenige Tage, bevor meine Mutter in Bremen eine Vollzeitstelle als Sekretärin antrat, war ich schon bei meinen Pflegeeltern in Oldenburg. Und dabei blieb es. Adoptiert wurde ich erst mit 18 Jahren. Wieso das? Weil dann nicht mehr die Zustimmung meines ersten Vaters nötig war. Dennoch spreche ich manchmal auch in Bezug auf meine Kindheit von Adoption - der Einfachheit halber und, ich gestehe es, weil es sich für mich besser anhört (siehe Seite 226). Ja, jede Adoption, jede Pflegesituation (ich finde kein besseres Wort analog zu Adoption) ist anders. Und doch gleich: Für das Kind bedeutet es immer einen Verlust. Den Verlust der ersten Mutter, der ersten Familie, oft der Kultur und der Sprache. Es bleibt das Gefühl, verlassen worden zu sein. Nicht dazuzugehören. Allein zu sein. Und das alles, obwohl es den meisten von uns in unseren neuen Familien gut geht! Wie kann das sein? Das Paradoxe an unserer Situation anzuschauen, es auszusprechen und auch hineinzuspüren - das ist der erste Schritt zur Heilung. Den wollen wir nun gehen. Gemeinsam. Begleitet von Menschen aus aller Welt. Willkommen im Club! Im Club der Ausgeschlossenen!