Immer für andere da? (kartoniertes Buch)

Immer für andere da?

So lernen Sie, freundlich nein zu sagen, Mosaik

Auch verfügbar als:
7,95 €
(inkl. MwSt.)

Vergriffen

in den Warenkorb
Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783442170937
Sprache: Deutsch
Seiten: 190 S.
Fomat (h/b/t): 1.4 x 18.3 x 12.5 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Frauen können lernen, nein zu sagen! Die Autorinnen kennen das Phänomen, es allen recht machen zu wollen und nie Nein sagen zu können, aus ihrer langjährigen therapeutischen Praxis nur zu gut. Mit diesem Buch hinterfragen sie diese Lebenshaltung, die für die meisten zur selbstverständlichen Gewohnheit geworden ist. Anhand vieler Beispiele aus der Praxis zeigen die Autorinnen Wege auf, die eingefahrenen Gleise zu verlassen. Anschaulich, praxisnah und leicht verständlich.

Leseprobe

Seltsamer Spazierritt Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und läßt seinen Buben zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: 'Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet, und lasst Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder.' Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: 'Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest, und lässest deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast jüngere Beine.' Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: 'Was ist das für ein Unverstand: Zwei Kerle auf einem schwachen Tiere; sollte man nicht einen Stock nehmen und euch beide hinabjagen?' Da stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuß, rechts der Vater und links der Sohn und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: 'Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist 's nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen? Geht's nicht leichter, wenn einer von euch reitet?' Da band der Vater dem Esel die vorderen Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hinteren Beine zusammen, sie zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der Straße stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim. So weit kann 's kommen, wenn man es allen Leuten will recht machen. (Johann Peter Hebel, aus 'Das große Märchenbuch', Diogenes Verlag.) Einleitung Vater und Sohn in der Geschichte von Johann Peter Hebel versuchen, es allen recht zu machen. Sie haben kein sicheres Gefühl für das, was ihnen und ihrem Esel angemessen ist. Um niemandes Widerspruch zu erregen, tun sie etwas, was keinem dient: Sie belasten sich selbst, und der arme Esel kann sich dabei nur unbehaglich fühlen. Unser Buch handelt von Menschen, die gewohnheitsmäßig für andere Lasten übernehmen und sich ständig um andere sorgen. Wir nennen sie Sorgenspinnen- und Lasteselmenschen. Diese Ausdrücke haben wir gewählt, um bildlich zu beschreiben, worum es geht. 'Spinne am Morgen, Kummer und Sorgen', heißt ein Sprichwort. Menschen mit Sorgenspinnen-Natur wickeln sich und andere gleichsam in ein Netz aus Sorgen und Befürchtungen ein. Lasteselmenschen dagegen bürden sich Pflichten und Aufgaben auf, ohne die eigene Tragfähigkeit zu berücksichtigen. Beiden ist ein Grundgefühl gemeinsam, das wir als Überverantwortlichkeit bezeichnen. Überverantwortlichkeit ist keine Krankheit. Sie ist eine Lebenshaltung, scheinbar untrennbar mit uns verbunden. Wir haben sie uns angeeignet; sie ist uns zur zweiten Haut geworden. Sie wurde uns übergezogen, und wir sind in sie hineingeschlüpft. Unsere Überverantwortlichkeit zwingt uns, Sorgen und Lasten anderer Menschen blindlings zu übernehmen. Für eigene Bedürfnisse bleibt da kein Raum, ja wir übersehen sie, oft ohne dies zu bemerken. Überverantwortlichkeit hat einen hohen Preis. Mit dieser 'selbstlosen' Haltung ernten wir Anerkennung und Dankbarkeit. Aber wir bezahlen einen Preis: Die zweite Haut engt uns allmählich bis zum Ersticken ein und behindert unser Wachstum. Indem wir uns ausschließlich auf die Bedürfnisse anderer ausrichten, verlieren wir den Bezug zu unserem Wesenskern; wir haben keine 'innere Stimme' mehr. Wenn es uns gelingt, sie mitten im Lärm der Wünsche und Anforderungen von außen wieder zu vernehmen, haben wir die Möglichkeit, Innen und Außen in einen Dialog treten zu lassen. Wir können dann wieder unterscheiden zwischen den an uns herangetragenen Bedürfnissen und unseren eigenen, das heißt, wir verwechseln uns selbst nicht länger mit unserer zweiten Haut. Von daher erhalten wir neuen Spielraum, aus dem eingefahrenen Geleise unserer Gewohnheit auszusteigen. Wir gewinnen mehr Freiheit, neue Wege zu beschreiten und etwas liebevoller mit uns und anderen Menschen umzugehen. Dass diese Umstellung nicht leichtfällt, wissen wir. Sie muss immer wieder neu geübt werden. Wir hoffen aber, dass unser Buch Ihnen dazu verhilft, für andere und für sich selbst da zu sein. Das Erscheinungsbild der Überverantwortlichkeit Woran erkennen wir die Sorgenspinne und den Lastesel