Die Kunst, erwachsen zu sein (kartoniertes Buch)

Die Kunst, erwachsen zu sein

Wie wir uns von den Fesseln der Kindheit lösen

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783442171378
Sprache: Deutsch
Seiten: 320 S.
Fomat (h/b/t): 2.1 x 18.3 x 12.5 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Einführung in die systemische Familienaufstellung Alte Konflikte lösen, innere Freiheit gewinnen: Warum fühlt man sich manchmal klein und hilflos oder leidet unter Selbstzweifeln? Was macht es so schwer, dauerhafte Beziehungen einzugehen? Die Gründe für seelische Belastungen liegen häufig in der Kindheit, in der man von den Eltern abgelehnt, allein gelassen oder auch in eine bestimmte Rolle gedrängt wurde. Victor Chu zeigt, wie man die Fesseln der Vergangenheit löst und den eigenen Platz im Leben findet. Mit vielen Fallbeispielen aus der Praxis.

Leseprobe

Vor vielen Jahren hat meine Frau unseren Kindern das Lied "Hänschen klein" vorgesungen. Aber sie sang nicht die bekannte Version, die mit "Hänschen klein, ging allein, in die weite Welt hinein" anfängt und mit "Doch die Mutter weint so sehr, hat ja gar kein Hänschen mehr. Da besinnt sich das Kind, läuft nach Haus geschwind" endet. Nein, sie sang eine längere Version, und als sie fertig war, fragte ich sie überrascht, woher sie diese denn habe. Sie sagte ganz selbstverständlich: "Diese hier ist die ursprüngliche Version. Die, die üblicherweise gesungen wird, ist eine verkürzte, sozusagen eine pädagogische Version, um die Kinder dazu zu bringen, brav nach Hause zu kommen. Aber im ursprünglichen Lied geht es darum, dass das Kind frei ins Leben gehen kann. Die Mutter darf natürlich weinen, aber das soll das Kind nicht daran hindern, sein Leben zu leben! Im ursprünglichen Lied geht es um Muttertreue, in der uns bekannten Fassung wird sie zur Kindertreue verdreht. Ich benutze das Lied auch in meiner Arbeit mit Klienten, wenn ich das Gefühl habe, sie bleiben in ihrer Beziehung zu den Eltern hängen." Ich suchte in den Liederbüchern nach. Die meisten enthalten die uns bekannte Kurzversion. Aber in einigen wenigen ist tatsächlich die ursprüngliche Fassung zu finden. Ich las diese Langversion einigen Freunden vor. Jedes Mal waren sie vom Text ergriffen. Alle diese Menschen, die schon lange erwachsen sind, sagten: "Jetzt begreife ich, was das Erwachsenwerden eigentlich bedeutet." Ich fing an, wie meine Frau das Lied in meiner Arbeit mit Klienten anzuwenden, wenn jemand in seinem Leben nicht vorankommt und das Gefühl hat, er stecke fest. Einige unter ihnen erkennen auf einmal, was sie bisher in ihrer Entwicklung festgehalten hat, etwa, dass sie bisher (real oder im Herzen) bei ihren Müttern oder Vätern geblieben sind, weil diese so traurig werden, wenn sie fortgehen. Das neue Lied aber eröffnet ihnen eine ganz andere Lebensperspektive, zusammen mit einem ganz neuen Verhältnis zu ihren Eltern. Hier also die ursprüngliche Fassung des Liedes. Sie fängt auch mit "Hänschen klein, ging allein" an und lässt sich mit der bekannten Melodie singen: Hänschen klein Hänschen klein, ging allein, in die weite Welt hinein, Stock und Hut steht ihm gut ist ganz wohlgemut. Aber Mutter weinet sehr hat ja nun kein Hänschen mehr. Wünsch' dir Glück, sagt ihr Blick, kehr nur bald zurück. Sieben Jahr, trüb und klar, Hänschen in der Fremde war, Da besinnt sich das Kind, Eilet heim geschwind. Doch nun ist's kein Hänschen mehr, Nein, ein großer Hans ist er; Stirn und Hand braun gebrannt, Wird er wohl erkannt? Eins, zwei, drei gehen vorbei, Wissen nicht, wer das wohl sei. Schwester spricht: "Welch Gesicht!" Kennt den Bruder nicht. Kommt daher die Mutter sein, Schaut ihm kaum ins Aug' hinein, Ruft sie schon: "Hans, mein Sohn! Grüß dich Gott, mein Sohn!" Was hat es mit dieser Fassung genau auf sich? Dieser Frage werde ich versuchen, in diesem Buch nachzugehen. Einige Zeit später lernten meine Frau und ich die systemische Therapie nach Bert Hellinger kennen, auch als "Familienaufstellung" oder "Familien-Stellen" bekannt. Sie gab uns das theoretische und praktische Rüstzeug in die Hand, um die inneren Knoten zu lösen, die durch ein Festgehaltensein (Fixierung) an die Kindheit entstehen. Zwei Jahre lang übten wir diese neue Methode mit anderen Kolleginnen und Kollegen an unserer eigenen Person, dann fingen wir Mitte der 9oer-Jahre an, die Familienaufstellung mit unserer therapeutischen Arbeit mit Einzelklienten zu kombinieren. Wir sahen, wie sich die Einstellung der Klienten zu ihrer Herkunftsfamilie änderte und wie dies ihr jetziges Leben und ihre heutigen Beziehungen positiv beeinflusste. Mit diesen Langzeitbeobachtungen gewannen wir wertvolle Einsichten in die Dynamik, die sich in Familien abspielt. In der Familienaufstellung sehe ich eine bemerkenswerte Möglichkeit, alte Konflikte mit unserer Ursprungsfamilie zu lösen und uns endlich mit un